Die EOS 10D

Nicht mehr die jüngste, aber trotzdem eine sehr empfehlenswerte digitale Spiegelreflexkamera. Die Bildqualität ist ausgezeichnet und ISO 400 sind voll nutzbar (wenn man entrauscht). Bei genügend scharfen Bildern kann man Ausschnittvergrößerungen 30 x 45 cm abziehen lassen mit hervorragenden Ergebnissen. An Mankos fallen mir ein: Das umständliche Ein- und Ausschalten der Spiegelvorauslösung über das Menü, die Tendenz zur Überbelichtung, der geringe +/- 2 Blenden- Belichtungskorrekturbereich (man kann natürlich die Belichtung auch manuell einstellen), das kleine Sucherbild und der 95%-Sucher. Ob man die 1,6-fache "Brennweitenverlängerung" als Vor- oder Nachteil sieht, kommt darauf an, was man fotografiert. Für Tele- und Makroaufnahmen ist es von Vorteil. Bei der Landschaftsfotografie hat man das Problem, dass der Weitwinkelbereich nach unten hin sehr eingeschränkt wird.

Da die Highlights sehr leicht zeichnungslos "ausfressen" und das jedes Bild zerstört, belichte ich grundsätzlich unter, um dann mit der Bildbearbeitung die Schatten wieder aufzuhellen. Hier nehme ich lieber ein gewisses Rauschen durch die Aufhellung in Kauf, als überbelichtete Highlights.

Digitale Bildmanipulationen

Durch den Einsatz der digitalen Bildbearbeitung ergeben sich sehr viele Möglichkeiten der "Bildverbesserung". Das reicht vom leichten Anpassen von Helligkeit und Kontrast mittels Gradationskurve, bis zu Retuschierung störender Teile (bzw. Personen), komplette Entfernung eines störenden Hintergrunds und Einkopieren von Bildelementen aus anderen Aufnahmen. Das ist alles nicht neu und war auch analog zu bewerkstelligen, wird aber durch die digitale Bildverarbeitung wesentlich erleichert. Als Naturfotograf, dessen Bilder etwas mit der Wirklichkeit zu tun haben sollen (wobei die Wirklich auch subjektiv gerade im Bereich der Farbwahrnehmung ist), muss man sich entscheiden, ob und welche dieser Techniken man anwenden will. Der Betrachter des Bildes sollte meiner Meinung nach darüber informiert werden, welche Veränderungen vorgenommen wurden. Zu diesem Thema gibt es immer wieder heiße Diskussionen.

Ich denke man sollte alles, was über Staubretusche und Kontrast-/Helligkeitsänderungen hinausgeht, angeben. Anhand einer Codierung kann man erkennen, was an meinen Bildern geändert wurde: Ausschnitt, leichte (!) Retusche und nachfolgend beschriebene Montagen.


Schärfentiefedehnung

Eine interessante, und wie ich meine legitime, Anwendung ist die Möglichkeit, die Schärfentiefe dadurch zu erhöhen, dass man zwei oder mehrere Aufnahmen macht, bei denen auf unterschiedliche Bereiche des Motivs fokussiert wird, eben die Bereiche, die möglichst scharf abgebildet werden sollen. Dann werden die Bilder übereinanderkopiert und nur die jeweils scharfen Bereiche eines jeden Bildes verwendet, der Rest wird abmaskiert. Über diese Methode habe ich zum erstenmal vor einigen Jahren auf der Website von George Lepp gelesen.

Ein Beispiel für diese Technik: Eine Kreuzspinne formatfüllend und mehrheitlich scharf abzubilden, ohne dass der Hintergrund zu unruhig wird, ist nicht einfach. Der Körper der Spinne ragt weit aus der Schärfeebene heraus, wenn die Spinne im Netz sitzt und auf ihre Mahlzeit wartet. Durch Einstellen der Schärfe auf den Kopf und die Rückenzeichnung sowie den Bereich dazwischen konnte ich aus den folgenden drei Aufnahmen, jeweils mit Blende 8 bis 13 (Ausschnittvergrößerungen)

 

das Tier weitgehend scharf abbilden. Da ich bei den Aufnahmen natürlich auch vom Hauptübel bei der Makrofotografie, dem Wind, betroffen war, musste ich die Einzelaufnahmen durch Verschieben erst richtig übereinanderlagern. Das geht am besten, indem man in Photoshop in der Ebenenpalette die Füllmethode (links neben dem "Deckkraftregler") "Differenz" anwendet.



Wie schon oben ausgeführt, sind solche Montagen dadurch kenntlich gemacht, dass der Dateiname ein "o" enthält. Das bedeutet dann natürlich auch, dass die technischen Angaben nicht mehr eindeutig sind, sondern sich nur auf eines der zur Montage verwendeten Bilder beziehen.



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Kontrastreduktion

Eines der Hauptprobleme bei der bildmäßigen Fotografie ist, dass der Kontrastumfang, also die Differenz zwischen der hellsten und dunkelsten Stelle im Motiv, in der Natur meist höher ist, als es Film oder Chip verlustfrei aufzeichnen können. Während bei sehr kontrastreichen Motiven das Auge noch problemlos diesen Kontrastunterschied verkraftet, sind auf dem Bild die hellen Stellen völlig weiß und die dunklen Stellen zeichnungslos dunkel. Besonders der Unterschied der Helligkeit zwischen Himmel und Landschaft kann oft nicht vernünftig wiedergegeben werden und bei richtiger Belichtung der Landschaft resultiert oft ein langweiliges Weiß im Himmel, der aber in Wirklichkeit (oder das was wir dafür halten) zartblau war. Für diesen Fall benutzt man in der Film-Fotografie Neutral-Grau-Verlaufsfilter, die den Himmel etwas abdunkeln, aber die Belichtung der Landschaft unverändert lässt. Der Nachteil ist die vorgegebene gerade Trennlinie zwischen dem Grauteil des Filters und dem klaren, durchlässigen Teil. Selten sind aber Himmel und Landschaft im Motiv gleichermaßen getrennt. Dieses Problem kann man mit der Digitalkamera wesentlich eleganter lösen, indem man zwei Aufnahmen (am besten vom Stativ!) aus macht und bei der einen den Himmel und bei der anderen Aufnahme die Landschaft korrekt belichtet. Also so, dass der Himmel noch eine ansprechende Farbe besitzt und die Landschaft gut durchgezeichnet ist. Dann legt man im Bildverarbeitungsprogramm beide Aufnahmen als zwei Ebenen übereinander und maskiert bei der oberen Ebene den Teil, auf den bei dieser Aufnahme nicht belichtet wurde, ab.

In ähnlicher Weise kann man auch den Kontrastumfang bei Sonnenuntergängen reduzieren, indem eine stark unterbelichtete Aufnahme, bei der die Sonne gelb statt weiß abgebildet wird, mit einer Aufnahme kombiniert wird, bei der noch etwas von der Landschaft zu erkennen ist, statt völlig schwarz zu sein (obwohl das auch seinen Reiz hat).

Bei dieser Aufnahme:

 

wollte ich unbedingt die Sonnenflecken erhalten (etwas unterhalb der Sonnenmitte) und musste dazu sehr stark unterbelichten. Die Aufnahme wurde mit einer zweiten kombiniert, die noch etwas Zeichnung im Vordergrund erkennen ließ. Zwischen beiden Aufnahmen lagen 4 Blendenstufen Helligkeitsdifferenz.

Ähnlich bin ich bei diesem Bild des Baumes mit dem Mond vorgegangen:

 

Der Mond war in beiden Aufnahmen zwischen den Blättern und wurde einmal stark unterbelichtet, um etwas Zeichnung zu erhalten. Auch dieses Bild ist näher an dem, was ich sah, als jede der beiden Einzelaufnahmen.


Mit Photoshop CS kann man sich aber in vielen Fällen diesen Aufwand sparen. Hier gibt es die Funktion "Lichter/Schatten", die man hervorragend zur Kontrastreduktion einsetzten kann. Sehr viele meiner Bilder wurden mit dieser Funktion bearbeitet.


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